Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi. - 2. Korinther 5,10a
„Der Ort, an dem wir recht haben, ist zertrampelt und hart wie ein Hof.“ Ich kenne das! Wie stolz ich doch manchmal bin. Unbedingt gewinnen will. Nicht loslassen kann. Dahinter steckt ganz bestimmt das Bedürfnis nach Anerkennung, Selbstwert und Zuneigung. „Zweifel und Liebe aber lockern die Welt auf wie ein Maulwurf, wie ein Pflug.“ Ich hoffe doch – Gott – das Du nicht Recht behalten musst. Ansonsten wäre ich für immer verloren.
Hier ein Schlaglicht aus unserem dem Gemeindeleben:
Am vergangenen Wochenende haben wir mit Menschen aus unserer Gemeinde Engel aus alten Gesangbuchseiten gebastelt. In Alexandria und Kairo. Hübsch sind sie geworden. Wir wollen sie verkaufen, um Geld für die Orgel zu bekommen. Es wirkt wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber wer weiß. Wenn Gott was mit dieser Gemeinde vorhat, dann kann aus kleinem großes werden.
Hier unsere kommenden Termine:
15.November 15:00 Sankt Martinsgottesdienst - Wadi Degla (genauere Info in der Anlage)
17.November 10:00 Volkstrauertag auf dem Deutschen Friedhof Kairo
22.November 10:00 Gottesdienst im Konvent der Borromäerinnen in Maadi
Lagerfeuer, Werwölfe und stille Momente unter den Sternen DAS NEWCOMER-SEMINAR DER DEG KAIRO IN ANAPHORA Nach einem Tag voller Gespräche, Tanz und Seminararbeit sollte es abends eigentlich ein gemütliches Lagerfeuer geben. Doch die Stimmung war ausgelassen. Die Jugendlichen verlangten unbedingt einen Tanz rund um das Lagerfeuer - Tanzen war im Laufe des Tages dann doch irgendwie cool geworden - oder zumindest eine Mischung aus Unbehagen und Faszination. Es wurde aber kein Feuertanz, sondern das Spiel „Werwölfe“, und die Atmosphäre war – auch dank des Vollmonds – etwas gespenstisch. Alle – vom 12-jährigen Jungen bis zum Mann im besten Alter– alle saßen zusammen, lachten, spielten und teilten eine Verbundenheit, die man nicht oft erlebt. Ich hab natürlich verloren – weil ich meine Klappe nicht halten kann und außerdem ein bißchen geschummelt habe, obwohl ich nicht das Blinzelmädchen war. Das war der Abschluss eines intensiven Seminartages im koptischen Kloster Anaphora, knapp zwei Stunden von Kairo entfernt. Mit seinen Gästehäusern, der kleinen Kapelle, den Kirchen und den ruhigen Sitzplätzen im Freien ist Anaphora ein besonderer Ort und es fühlt sich an, als wäre man in eine andere Welt eingetaucht. Und genau das war das Ziel des Newcomer-Seminars der Deutschen Evangelischen Gemeinde Kairo, das ich unter der Leitung von Pfarrer Christian Plitzko mit organisieren und erleben durfte. Unsere 11 Teilnehmer, von denen die meisten erst kürzlich nach Kairo gezogen sind, kamen aus unterschiedlichen Altersgruppen: Jugendliche, junge Erwachsene und auch einige aus der mittleren Generation. Nach der Anreise am Donnerstagabend und einem gemeinsamen Abendessen war die Stimmung noch etwas zurückhaltend. Beim meditativen Tanzen unter freiem Himmel, das ich angeleitet und auf das ich mich so gefreut hatte, gab es bei den Jüngeren nervöses Kichern und einige skeptische Blicke – das war offenbar nicht für jeden sofort zugänglich. Freitag war der Hauptseminartag. Der Morgen begann mit einer Runde, in der wir uns mit unseren eigenen Geschichten auseinandersetzten: „Wo komme ich her? Wie bin ich nach Kairo gekommen? Was erwartet mich, was erwarte ich?“ Es war beeindruckend, wie ehrlich und offen sich die Teilnehmer in ihren Kleingruppen über die Altersgruppen hinweg austauschten. Die Themen führten uns dann weiter zu den großen Fragen: „Wo möchte ich hin? Was ist am Ende meines Lebens wichtig? Welche Rolle spielt Gott in meinem Leben?“ Dazwischen gab es einen Impulsvortrag zum Thema Interkulturalität. Denn Ägypten ist schon ganz schön anders als Deutschland – nicht nur in der Sprache oder in der nonverbalen Kommunikation. Für einige Teilnehmer war es auch eine Zeit für Reflexion. Pfarrer Christian nahm sich zwischen den Sessions die Zeit für persönliche Begegnungen – ein wertvoller Rückzugsort für diejenigen, die Raum für Austausch oder Besinnung suchten. Währenddessen wuchsen wir als Gruppe immer weiter zusammen. Auch das Tanzen, das am Anfang noch für Irritationen gesorgt hatte, fand am zweiten Tag guten Anklang. Am Samstagmorgen, nach einer Feedbackrunde und einem letzten gemeinsamen Gottesdienst in der kleinen Kapelle, wurde uns bewusst, dass das Wochenende viel zu schnell vorbeiging. Als wir Anaphora verließen, fühlte es sich an, als hätten wir nicht nur einen geschützten Raum, sondern auch ein Stück Gemeinschaft und Ruhe zurückgelassen. Und so ging es wieder zurück nach Kairo, zurück in das pulsierende Leben der Stadt. Doch das, was wir an diesem Wochenende erlebt haben – das Lachen, die Gespräche, die stillen Momente und sogar das Werwolf-Spiel – bleibt. September 2024 Monika Bremer