Lagerfeuer, Werwölfe und stille Momente unter den Sternen
DAS NEWCOMER-SEMINAR DER DEG KAIRO IN ANAPHORA
Nach einem Tag voller Gespräche, Tanz und Seminararbeit sollte es abends eigentlich ein
gemütliches Lagerfeuer geben. Doch die Stimmung war ausgelassen. Die Jugendlichen verlangten
unbedingt einen Tanz rund um das Lagerfeuer - Tanzen war im Laufe des Tages dann doch
irgendwie cool geworden - oder zumindest eine Mischung aus Unbehagen und Faszination. Es
wurde aber kein Feuertanz, sondern das Spiel „Werwölfe“, und die Atmosphäre war – auch dank
des Vollmonds – etwas gespenstisch. Alle – vom 12-jährigen Jungen bis zum Mann im besten
Alter– alle saßen zusammen, lachten, spielten und teilten eine Verbundenheit, die man nicht oft
erlebt. Ich hab natürlich verloren – weil ich meine Klappe nicht halten kann und außerdem ein
bißchen geschummelt habe, obwohl ich nicht das Blinzelmädchen war.
Das war der Abschluss eines intensiven Seminartages im koptischen Kloster Anaphora, knapp zwei
Stunden von Kairo entfernt. Mit seinen Gästehäusern, der kleinen Kapelle, den Kirchen und den
ruhigen Sitzplätzen im Freien ist Anaphora ein besonderer Ort und es fühlt sich an, als wäre man in
eine andere Welt eingetaucht. Und genau das war das Ziel des Newcomer-Seminars der Deutschen
Evangelischen Gemeinde Kairo, das ich unter der Leitung von Pfarrer Christian Plitzko mit
organisieren und erleben durfte.
Unsere 11 Teilnehmer, von denen die meisten erst kürzlich nach Kairo gezogen sind, kamen aus
unterschiedlichen Altersgruppen: Jugendliche, junge Erwachsene und auch einige aus der mittleren
Generation. Nach der Anreise am Donnerstagabend und einem gemeinsamen Abendessen war die
Stimmung noch etwas zurückhaltend. Beim meditativen Tanzen unter freiem Himmel, das ich
angeleitet und auf das ich mich so gefreut hatte, gab es bei den Jüngeren nervöses Kichern und
einige skeptische Blicke – das war offenbar nicht für jeden sofort zugänglich.
Freitag war der Hauptseminartag. Der Morgen begann mit einer Runde, in der wir uns mit unseren
eigenen Geschichten auseinandersetzten: „Wo komme ich her? Wie bin ich nach Kairo gekommen?
Was erwartet mich, was erwarte ich?“ Es war beeindruckend, wie ehrlich und offen sich die
Teilnehmer in ihren Kleingruppen über die Altersgruppen hinweg austauschten. Die Themen
führten uns dann weiter zu den großen Fragen: „Wo möchte ich hin? Was ist am Ende meines
Lebens wichtig? Welche Rolle spielt Gott in meinem Leben?“ Dazwischen gab es einen
Impulsvortrag zum Thema Interkulturalität. Denn Ägypten ist schon ganz schön anders als
Deutschland – nicht nur in der Sprache oder in der nonverbalen Kommunikation.
Für einige Teilnehmer war es auch eine Zeit für Reflexion. Pfarrer Christian nahm sich zwischen
den Sessions die Zeit für persönliche Begegnungen – ein wertvoller Rückzugsort für diejenigen, die
Raum für Austausch oder Besinnung suchten. Währenddessen wuchsen wir als Gruppe immer
weiter zusammen. Auch das Tanzen, das am Anfang noch für Irritationen gesorgt hatte, fand am
zweiten Tag guten Anklang.
Am Samstagmorgen, nach einer Feedbackrunde und einem letzten gemeinsamen Gottesdienst in der
kleinen Kapelle, wurde uns bewusst, dass das Wochenende viel zu schnell vorbeiging. Als wir
Anaphora verließen, fühlte es sich an, als hätten wir nicht nur einen geschützten Raum, sondern
auch ein Stück Gemeinschaft und Ruhe zurückgelassen.
Und so ging es wieder zurück nach Kairo, zurück in das pulsierende Leben der Stadt. Doch das, was
wir an diesem Wochenende erlebt haben – das Lachen, die Gespräche, die stillen Momente und
sogar das Werwolf-Spiel – bleibt.
September 2024
Monika Bremer
DAS NEWCOMER-SEMINAR DER DEG KAIRO IN ANAPHORA
Nach einem Tag voller Gespräche, Tanz und Seminararbeit sollte es abends eigentlich ein
gemütliches Lagerfeuer geben. Doch die Stimmung war ausgelassen. Die Jugendlichen verlangten
unbedingt einen Tanz rund um das Lagerfeuer - Tanzen war im Laufe des Tages dann doch
irgendwie cool geworden - oder zumindest eine Mischung aus Unbehagen und Faszination. Es
wurde aber kein Feuertanz, sondern das Spiel „Werwölfe“, und die Atmosphäre war – auch dank
des Vollmonds – etwas gespenstisch. Alle – vom 12-jährigen Jungen bis zum Mann im besten
Alter– alle saßen zusammen, lachten, spielten und teilten eine Verbundenheit, die man nicht oft
erlebt. Ich hab natürlich verloren – weil ich meine Klappe nicht halten kann und außerdem ein
bißchen geschummelt habe, obwohl ich nicht das Blinzelmädchen war.
Das war der Abschluss eines intensiven Seminartages im koptischen Kloster Anaphora, knapp zwei
Stunden von Kairo entfernt. Mit seinen Gästehäusern, der kleinen Kapelle, den Kirchen und den
ruhigen Sitzplätzen im Freien ist Anaphora ein besonderer Ort und es fühlt sich an, als wäre man in
eine andere Welt eingetaucht. Und genau das war das Ziel des Newcomer-Seminars der Deutschen
Evangelischen Gemeinde Kairo, das ich unter der Leitung von Pfarrer Christian Plitzko mit
organisieren und erleben durfte.
Unsere 11 Teilnehmer, von denen die meisten erst kürzlich nach Kairo gezogen sind, kamen aus
unterschiedlichen Altersgruppen: Jugendliche, junge Erwachsene und auch einige aus der mittleren
Generation. Nach der Anreise am Donnerstagabend und einem gemeinsamen Abendessen war die
Stimmung noch etwas zurückhaltend. Beim meditativen Tanzen unter freiem Himmel, das ich
angeleitet und auf das ich mich so gefreut hatte, gab es bei den Jüngeren nervöses Kichern und
einige skeptische Blicke – das war offenbar nicht für jeden sofort zugänglich.
Freitag war der Hauptseminartag. Der Morgen begann mit einer Runde, in der wir uns mit unseren
eigenen Geschichten auseinandersetzten: „Wo komme ich her? Wie bin ich nach Kairo gekommen?
Was erwartet mich, was erwarte ich?“ Es war beeindruckend, wie ehrlich und offen sich die
Teilnehmer in ihren Kleingruppen über die Altersgruppen hinweg austauschten. Die Themen
führten uns dann weiter zu den großen Fragen: „Wo möchte ich hin? Was ist am Ende meines
Lebens wichtig? Welche Rolle spielt Gott in meinem Leben?“ Dazwischen gab es einen
Impulsvortrag zum Thema Interkulturalität. Denn Ägypten ist schon ganz schön anders als
Deutschland – nicht nur in der Sprache oder in der nonverbalen Kommunikation.
Für einige Teilnehmer war es auch eine Zeit für Reflexion. Pfarrer Christian nahm sich zwischen
den Sessions die Zeit für persönliche Begegnungen – ein wertvoller Rückzugsort für diejenigen, die
Raum für Austausch oder Besinnung suchten. Währenddessen wuchsen wir als Gruppe immer
weiter zusammen. Auch das Tanzen, das am Anfang noch für Irritationen gesorgt hatte, fand am
zweiten Tag guten Anklang.
Am Samstagmorgen, nach einer Feedbackrunde und einem letzten gemeinsamen Gottesdienst in der
kleinen Kapelle, wurde uns bewusst, dass das Wochenende viel zu schnell vorbeiging. Als wir
Anaphora verließen, fühlte es sich an, als hätten wir nicht nur einen geschützten Raum, sondern
auch ein Stück Gemeinschaft und Ruhe zurückgelassen.
Und so ging es wieder zurück nach Kairo, zurück in das pulsierende Leben der Stadt. Doch das, was
wir an diesem Wochenende erlebt haben – das Lachen, die Gespräche, die stillen Momente und
sogar das Werwolf-Spiel – bleibt.
September 2024
Monika Bremer